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Die Stecknadeln des Herrn Nabokov
Das Leben mit neuen Augen sehen
Tempo, Geschwindigkeit und rastloses Tun, die Wesensmerkmale des modernen Lebens, lassen uns zusehends blind werden für die Schönheit des Seins. Dafür, was eigentlich zählt im Leben. Christian Haller macht sich in diesem Buch auf den Weg, das Leben zu entdecken, das unter der täglichen Unrast begraben liegt: Ein Leben, das seine eigene, uns unbekannt gewordene Schönheit und Wahrheit besitzt...
Was geschieht, wenn jemand keinen Terminkalender führen und nicht erst sein Smartphone hinzuziehen muss, bevor er sich mit einem Freund verabreden kann? Eine Katastrophe? Ein Chaos aus verpassten Terminen? Dabei geht die Welt vielleicht gar nicht unter, wenn jemand nicht über Wochen hinaus verplant ist und wie Christian Haller aus dem Strom der alltäglichen Verrichtungen heraustritt. Die Zeit beginnt sich nämlich für ihn zu dehnen, sie erlaubt ihm, sich umzusehen und sich wie der große Vladimir Nabokov, der, mit einem Netz ausgerüstet, auf die Jagd nach Schmetterlingen ging, mit dem vermeintlich Nutzlosen zu beschäftigen. Er lernt Umwege lieben, freut sich über unspektakuläre Erlebnisse wie eine Fahrradfahrt durch einen Park oder ist vollkommen verblüfft, dass er eine Landschaft, von der er überzeugt ist, sie gut zu kennen, mit neuen Augen sieht. Überhaupt wird er den lange verweilenden Blick schätzen lernen. Dieser Blick bringt ihm die Schönheit von Gegenständen und unverbrauchte Momente näher – er lehrt ihn ein Leben, das keinem Zweck unterstellt ist; ein Leben, das gerade deswegen seine geheime Pracht entfalten kann, weil es zu nichts gut sein muss.
Die literarische Welt, 22. 1. 2011
Tilman Krause
In den Netzen der Erinnerung
Der Schweizer Schriftsteller Christian Haller schreibt in Romanen und "Causerien" wunderbar anschaulich über das Vergehen der Zeit
Großes, geheimnisvolles Gewebe der Erinnerung! Wir alle sind darin gefangen, suchen und fliehen es, bekommen es nur schwer zu fassen. Was haben Schriftsteller nicht alles angestellt - auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die wiedergefundene Zeit, mit der ein gewisser Marcel Proust einst seine Recherche abschloss, war mehr ein frommer Wunsch als eine Tatsache. Kann es bei der Erinnerung überhaupt um Rekonstruktion gehen? Erinnerung sei die Dankbarkeit des Herzens, hat ein ehemaliger deutscher Bundeskanzler (im Rückgriff auf den Religionsphilosophen Romano Guardini) gern mit tränenerstickter Stimme gesagt. Aber wie, wenn die Erinnerung nun gar nichts Angenehmes zutageförderte? Wie, wenn sie Brüche und Verwerfungen zum Vorschein brächte oder, ganz neutral, einfach Verschiebungen und das Fließen der Zeit?
Der Schweizer Schriftsteller Christian Haller hat mit einer vielbeachteten und vielfach ausgezeichneten Roman-Trilogie der Erinnerung eine Intimgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert vorgelegt ("Die verschluckte Musik", "Das schwarze Eisen", "Die besseren Jahre") und greift sein großes Thema jetzt in einer Sammlung von "Causerien" (Plaudereien) auf. Er darf unter den gegenwärtigen Autoren als der subtilste, aber gleichzeitig auch skeptischste Ausforscher von Erinnerung gelten. Interessanterweise kommt er von der Naturwissenschaft her. Der 67-Jährige, der schreibt, seit er 19 ist, sich aber erst mit 40 entschied, auch zu publizieren, studierte Biologie. Lange Jahre seines Lebens verwendete er auf das Ausgraben fossiler Lebewesen und Versteinerungen. In seinem Erzählkosmos wimmelt es von Paläontologen. Die Ablagerungen von Gewesenem sind seine Spezialität, mithin etwas Handfestes, Beschreibbares.
Und dennoch ist er davon überzeugt, dass die Erinnerung auch eine Art Mysterium darstellt, etwas, das sich, entgegen aller Theorien von Darwin und Lamarck, tradiert. Er hat es selbst, zu seinem ungläubigen Erstaunen, am eigenen Leib erfahren. Als er am ersten Band seiner Erinnerungs-Trilogie arbeitete und der Geschichte seiner Vorfahren mütterlicherseits nachspürte, begab er sich nach Bukarest. Dort hatte sich das Leben seiner Großeltern und vor allem seiner Mutter vor dem Ersten Weltkrieg abgespielt. Und am Ende ihrer Tage tauchte die nunmehr demente Mutter wieder ganz in diese Sphäre ab. Damals, in Bukarest, war ihr ein Dasein in sybaritisch-orientalischem Komfort vergönnt gewesen, wie sie es in dieser sorglosen Behaglichkeit auf Schweizer Boden nie wieder erreichen sollte. Und siehe da: Der Sohn, der nichts von Rumäniens Hauptstadt kannte, fiel dort von einem déjà vu ins andere, erlebte "eine Vertrautheit, als kennte ich den Anblick schon lange, als wäre er ein Teil meine eigenen Erinnerung". Daran schließt sich für den Erzähler in "Die verschluckte Musik" die Frage: "Gibt es vielleicht doch ein Vererben erworbener Bilder, von der einen zur nächsten Generation? Das Weiterreichen eines geistigen Albums von weichen, filzigen Seiten, wie sie Großpapa in einen Umschlag aus Krokoleder gehüllt hatte?"
Jedenfalls dann, wenn die Erinnerung mit Erfahrungen von Verlust und Schmerz verbunden sind. "Die erinnerten Welten sind keine heilen Welten", stellt Haller ganz entschieden klar. Das gilt erst recht für die beiden anderen Romane seiner Trilogie, in der die Herkunft väterlicherseits im Mittelpunkt steht. Vor allem der zweite Teil der Trilogie, "Das schwarze Eisen", ist der Patriarchengestalt seines Großvaters gewidmet (im Unterschied zum "Großpapa"). Der war einer der großen "Stahlbarone" der Schweiz im 20. Jahrhundert, ein herrischer Mann, der seinen unglaublichen Aufstieg vom "Verdingbub" zu einem der führenden Unternehmer seines Landes hart erkämpfen musste. Die Lebensleistung dieses selfmademan verzahnt Haller in seinem Roman auf elegante Weise mit Exkursionen zur Geschichte der Elektrizität und Eisengewinnung in der Schweiz - womit sich wiederum der Naturwissenschaftler zu erkennen gibt. Fast noch mehr interessiert den Autor aber die persönliche "Erinnerungspolitik" des Ahnherrn. Im Gegensatz zur Mutter, die sich, je älter sie wird, immer stärker und bis hin zum Realitätsverlust in die Vergangenheit hineinträumt, verleugnet der Großvater väterlicherseits die eigenen Anfänge, vertuscht vor allem eine Episode seiner Vita, die auf gespenstische Weise erst nach seinem Tod ans Licht gelangt: Er war aus materieller Not als junger Mann der Fremdenlegion beigetreten und hatte seine Uniform, gut in Schuss und jederzeit verwendbar, bis zum Schluss im Schrank gehabt - und niemand in der Familie wusste das!
Zweierlei Umgang mit Vergangenheit also spielen diese Romane durch: Verklärung und Verdrängung. Der soziale Absteiger verklärt, der Aufsteiger verdrängt Erinnerung: Diese mentalen Muster sind der Sozialpsychologie nicht neu. Aber wie Christian Haller diese Muster bis in die feinsten seelischen Verästelungen heraufbeschwört, das ist ein großes Kunstwerk sprachlicher Vergegenwärtigungsintensität. Das mäandernde Erzählprinzip, der freie Umgang mit der chronologischen Reihenfolge, ein Wechsel von erzählerischen und reflexiven Episoden schürzt darüber hinaus geschickt den dramatischen Knoten, der die enthüllten Erinnerungsgeheimnisse dann wie Epiphanien leuchten lässt. Den Leser überkommt nicht selten ein regelrechter Schauder. Aber was hat es mit dem Nachgeborenen gemacht, dass er, Christian Haller, sich so auf das Erinnerungserbe seiner Altvorderen einließ? Er IST sie nun, bis zu einem gewissen Grade; er hat sein Selbstgefühl dadurch erweitert und entgrenzt.
Christian Haller ist bescheidener Schweizer genug, um gegen jede Versuchung gefeit zu sein, sich mit diesem Zugewinn an Persönlichkeit zu brüsten. Aber man spürt doch ein inneres Sichstraffen, eine Spur Genuss am plötzlichen Wachstum, wenn er nun sagt: "Zu einem großen Teil bin ich eine Komposition aus aufgenommenen Gesten, Haltungen, mimischen Eigenheiten anderer Menschen, vorab selbstverständlich jener schon in früher Kindheit erlebten Ausdrucksweisen, die eben ,beeindruckend' waren, bis ins Muskuläre hinein. So begegne ich heute noch hie und da meinem vornehmen, längst verstorbenen Großpapa in der einen oder anderen Haltung, meinem robust-vitalen Großvater, wenn ich mich schon mal breitbeinig hinstellen muss. Dann ist plötzlich mein Vater in mir, ich spüre, wie er zum Beispiel am Steuer des Wagens gesessen hat, genau in der Art, wie ich sitze. Und selbstverständlich lassen sich solche Erinnerungsformen bewusst in den Körper holen, wenn man etwa bei einer Unsicherheit etwas Stütze braucht: Ich ,schreite' dann wie Großpapa durch eine Versammlung mir unbekannter Menschen, bin ,immer von Rang', als Abkömmling einer alten Familie, wie meine Mutter das ausgedrückt hätte - und bezahle das bisschen entliehene Stabilität mit einer Unnahbarkeit, die anderen als snobistischer Dünkel erscheinen mag. Womit sie wahrscheinlich recht haben."
Snobistischer Dünkel? Ach nein, davon hat dieser freundliche, konziliante Mensch nichts an sich. Jedoch dies schreibt ein Deutscher, der nicht das Mindeste gegen solchen Dünkel hätte; Schweizer sind da strenger, lieben die Verhaltensausschläge nach oben oder unten nicht so sehr. Aber etwas, das die Angelsachsen sophistication nennen, das spürt man bei Christian Haller schon. Und ein unglaubliches Wahrnehmungsvermögen im Hinblick auf soziale Verschiebungen. Davon zuvörderst zeugen seine kürzlich erschienenen Causerien "Die Stecknadeln des Herrn Nabokov", denen der Verlag allerdings eine Gattungsbezeichnung vorenthält. Was hier in kleinen, pointenfunkelnden Plaudereien zum Gegenstand der Betrachtung wird, das sind die leisen tektonischen Verschiebungen in unserer Lebenswirklichkeit. Ganz ohne kulturpessimistischen Zeigefinger kommen diese kultursoziologischen Miniaturen aus. Aber ein Besuch im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann lässt den Autor dann eben doch die ironische Frage aufwerfen, wann endlich, zu allen anderen möglichen und unmöglichen Goetheana, der Ratgeber "Kotzen mit Goethe" erscheint. Das Zug-Gespräch mit einem selbstbewussten Journalisten führt zu der launigen Überlegung, ob nicht inzwischen der Sportteil das eigentliche Feuilleton geworden sei. Und immer kommt der Autor, ein legitimer Nachfahr Polgars oder besser noch Franz Hessels, auf sein Leib- und Magenthema, dass die "wirklich wichtigen Dinge" sich an das Nebensächliche, Unbeachtete heften. Weil sich nur dort Ansichten und Meinungen noch nicht festgesetzt hätten. Man muss sich allerdings zum scheinbar Unbedeutenden erst einmal vorarbeiten. Und das kann nur, wer sehr viel von dem, was ihm der Tag an Schrott so zuspült, ganz einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Ein Abtauchen in die Erinnerung, dann und wann, kann ebenfalls nur hilfreich sein. Das muss ja nicht immer gleich zur Verklärung führen. Verdrängung ist auch schon eine ziemlich bekömmliche Medizin.
Christian Haller: Die Stecknadeln des Herrn Nabokov. Luchterhand, München. 154 S., 18 Euro.
Neue Zürcher Zeitung
16. Dezember 2010
Der Flügelschlag eines Schmetterlings
Christian Hallers Kurzprosa wendet sich dem Unscheinbaren zu
Beatrice Eichmann-Leutenegger
Der Sternenhimmel über dem Schwarzen Meer, die Stille im Atlasgebirge, das Februarlicht und das Fallen der Regentropfen, aber auch ein Aufenthalt im Café des Kunsthauses oder die Wanderung in den Jura - sie beglücken den Menschen, der ein feines Sensorium für Ereignisse abseits des Treibens bewahrt hat. Christian Haller hat zwischen 2002 und 2009 in der «Aargauer Zeitung» kurze Texte veröffentlicht, die nun in einem Sammelband vorliegen. Die wichtigen Dinge heften sich für ihn an das Unbedeutende, «weil nur dort die unausgefüllten Stellen sind, in denen sich nicht schon Ansichten, Meinungen und Erklärungen festgesetzt haben. Aus ihnen taucht manchmal eine längst vergangene Welt herauf, frisch und leuchtend wie ein Frühlingstag.»
Frische und Leuchtkraft atmen auch diese Texte. Man kann sie mit dem unmodischen Begriff «Betrachtungen» bezeichnen - der Autor dagegen spricht einmal von Causerien, um die Leichtigkeit des Seins zu erhalten. Schreibend strebt er etwas an, «das keinen Zweck verfolgt, nur ein wenig Farbe, ein wenig Form sein will und so altmodisch ist wie Schmetterlinge fangen». Unweigerlich denkt man bei diesem Vergleich an Vladimir Nabokov, dessen Name auch schon im Buchtitel auftaucht. Allerdings beabsichtigt Haller keineswegs, sich wie der russische Schriftsteller unter die Schmetterlingsfänger einzureihen, geschweige denn wie dieser die zarten Falter mit Stecknadeln aufzuspiessen. Vielmehr fasziniert ihn jene Theorie, wonach der Flügelschlag eines Schmetterlings auf der anderen Seite des Erdballs einen Wirbelsturm auszulösen vermag. Es ist die unsichtbare Kraft, die in den Schwachen, im Unscheinbaren und Unbedeutenden wohnt. Daraus erwächst Hallers Credo, dass es die kleinen Dinge sind, die Grosses bewirken. Mit dieser Gewissheit setzt er Traditionslinien fort, die bekanntlich schon Goethe, Stifter oder Mörike eingeschlagen haben.
Hallers Überzeugung richtet sich eindeutig gegen die Beschleunigungsmechanismen einer Gegenwart (der Autor spricht von Akzelerismus), die das spektakuläre Ereignis zelebriert und in Rekorden schwelgt. Einst war die Musse «das vornehmste Gut des Menschen». An ihrer Stelle haben wir Waren eingehandelt, das Tempo und den wachsenden Zeitmangel, wie Haller darlegt. Leicht könnten seine Ausführungen an solchen Stellen in dürre Statements ausarten, griffe er nicht immer wieder auf konkrete Erfahrungen zurück, die seine Meinung bebildern, statt sie lehrhaft zu erörtern. So aber setzen sich das schauende Auge, das aufmerksame Ohr und eine behutsame Empfindung durch. Ein Juwel unter diesen Texten, «Quitten», zaubert eine Impression hin, die den an einem Garten vorbeifahrenden Autor zum Anhalten verführt hat: «Zwischen den Blättern, einem dunkel glänzenden Grün, drang das Gelb reifer Quitten hervor, kugelig gebündeltes Sonnenlicht.» Ein Geruch steigt ihm in die Nase, der aus der Kindheit rührt, als die Mutter den Saft dieser Früchte zu köstlichem Gelee eingekocht hat. Und diese Erinnerung ruft noch ein weiteres Bild hervor: einen japanischen Holzschnitt, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, mit Quitten am Baum. Solche Assoziationsketten statten Hallers Texte mit poetischer Dichte aus.
Vergnügt entdeckt man lesend auch den Funkenregen der Ironie. Köstlich beschreibt Haller den Aufstieg gewisser Wörter, als ob es sich um gesellschaftliche Parvenus handeln würde, die Rebellion der Knöpfe oder den Zusammenbruch des Selbstwertgefühls in den Wirren der Computer-Anwendung. Was nützt da einem armen Teufel die Helpline? Eine Vielfalt von Erzählhaltungen blitzt daher in diesen Prosastücken auf. Die stilleren Texte lassen an Ernst Halter oder Walter Vogt denken, die ebenfalls das scheinbar unbedeutende Ereignis in seinem Wert erkannt und ans Licht gehoben haben. Altersprosa? Vielleicht. Auf jeden Fall aber eine Fülle von Gedanken und Bildern, die auf leichten Füssen daherkommen. «Zur Kunst allerdings gehört, niemals die Stecknadel sichtbar zu machen, an der hängt, was vorgibt zu schweben», sagt Christian Haller einmal beiläufig.
Christian Haller: Die Stecknadeln des Herrn Nabokov. Luchterhand-Literaturverlag, München 2010. 158 S., Fr. 30.90.
NZZ am Sonntag
26. Dezember 2010
Übers Wasser sehn
Christian Haller: Die Stecknadeln des Herrn Nabokov. Luchterhand, München 2010. 156 S., Fr. 30.90.
Dass der Aargauer Autor Christian Haller ein Romancier von hohem Rang ist, wissen wir spätestens seit seiner «Trilogie des Erinnerns» (2001-2006). Auch als Lyriker hat er uns immer wieder überzeugt. Nun zeigt er sich obendrein als Meister der kleinen Betrachtung. Sein neuestes Buch versammelt 27 Texte, die bis auf einen alle zwischen 2002 und 2009 in der «Aargauer Zeitung» erschienen sind. Hallers philosophische Miniaturen gehen meist von Alltagserfahrungen aus. Oft sprechen sie das an, was Günther Anders in seinem Hauptwerk die «Antiquiertheit des Menschen» genannt hat. Die Beschleunigung des Lebens überfordert uns. Wir bedienen die Geräte. Sie beherrschen uns. Wir hetzen durchs Leben und verfehlen es. Deshalb plädiert Christian Haller für die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Für Aufmerksamkeit dem Unscheinbaren gegenüber. Für den Wert des scheinbar Unnützen. Mit der gleichen Neugierde, mit der er über Landschaften, Pflanzen, Gesteinsformationen schreibt, geht er alten Wörtern nach, horcht er auf den Hintersinn von Redewendungen. Was immer er betrachtet, wird interessant. Und wenn er versonnen übers Wasser sieht, merken wir wieder, «wo Gott hockt». Die gelassene Genauigkeit von Christian Hallers Sprache ist ihre Schönheit. Deshalb wirken seine kleinen Texte weit über den Tag, für den sie geschrieben sind, hinaus. (pap.)